So, endlich wieder etwas Zeit. 😃
BentoBox
ich habe einmal so geschaut, welche Serien gerade im Rundfunk läuft (was ja derzeit hauptsächlich ProSieben Maxx bedeutet).
Und gerade auf ProSieben Maxx laufen fast nur Serien im Bereich Action, Fantasy, Abenteuer, etc. (z.B. One Piece, Boruto, AoT, etc.). Dies sind alles Serien, bei denen es wie erwähnt eigentlich nie das Thema "Beziehungen" haben.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es dann "seltsame Situationen" gibt, weil ein Charakter im Original sagt, man solle sich nun mit Vornamen ansprechen (was sie auf Deutsch schon immer taten), ist wohl nahezu bei Null.
In diesem Fall kann man also aus meiner Sicht ohne Probleme das Ansprechen auf Vornamen lokalisieren; gerade wenn die Serie in einer Fantasy-Welt stattfindet (z.B. One Piece, Aot, etc.), also auch nicht in Japan ist.
Das mit mehreren Möglichkeiten wird im TV wohl noch lange nicht kommen. Gerade auf deutschen Sendern gibt es grundsätzlich keine 2. Tonspur (selbst bei Hollywood Blockbusters) und entsprechend wird es bei Anime erst recht nicht Japanisch als Tonspur geben; und auch keine mehreren Untertitelspuren.
Ich denke jedoch, dass man sagen kann: wer bereits Anime in OmU schaut, der ist meist kein Neuling oder ist zumindest offen für Neues (also auch vor japanischen Gepflogenheiten wird dieser nicht zurückschrecken).
Deshalb sollte man zumindest bei den Untertitel z.B. das Ansprechen, die Gerichte (und was ich oben sonst noch nannte) originalgetreu machen. Denn man hört schliesslich recht gut, was im Original gesagt wird. Es verwirrt nur, wenn dann im Untertitel etwas ganz anderes liest.
Ataru
Ich schaue ja schon sehr lange Anime in OmU. Bei "Kase-san and moring glories" fand ich dies jedoch so extrem befremdlich (weil sie die Namen der anderen wirklich sehr oft rufen), dass dies doch sehr negativ auffiel.
Ein grosses Problem finde ich dabei wie erwähnt, wenn (in gewissen Genres kommt dies öfters vor) die Charaktere abmachen, sich mit Vornamen anzusprechen. Dieses Problem gibt es seit Jahrzehnten (bei Card Captor Sakura wäre es bereits ein Problem gewesen, aber jene Folgen wurden damals nie im TV gezeigt -> evtl. deswegen? / Pretty Cure / Nisekoi / We never learn). Die "Lösung" war (sowohl in der deutschen Synchro wie auch im Untertitel) dann immer - notgedrungen - sehr schlecht.
Bei "School Rumble" gab es zwar keine solche Szene, weil vieles der Situationskomik verloren ging. Denn 2 Schüler glaubten, sie wären Rivalen, weil sie die gleiche Schülerin heimlich lieben (in Wahrheit lieben sie jeweils die andere von 2 Schwestern; aber die haben logischerweise die selben Nachnamen, was zu dieser Situationskomik durch dieses Missverständniss führt). Ist also schade, wenn sicherlich die Hälfte der Situationskomik in der deutschen Synchro nicht verstanden wird (z.B. warum sie so reagieren) und OmU nur, wenn man immer die (Vor)namen im Untertitel wegdenkt und den Vornamen (den man hört) dazu denkt.
Wie gesagt schaue ich ja doch schon sehr lange Anime (in deutscher Synchro und in OmU). diese Diminutiven wirken für mich immer noch sehr seltsam. Für mich wirkt es so, dass man als normaler Mensch nie so sprechen würde (und das sage ich als Berner, die aus "Martin" ein "Tinu" machen etc.).
Ehrlich gesagt habe ich deshalb mit Suffixen weniger Probleme. Vielleicht liegt es daran, dass wenn Japaner (bei Anime in Japan) nun einmal grundsätzlich so etwas benutzen.
Bezüglich deiner Romanübersetzung:
Dies ist insbesondere im Vergleich mit Untertitel ein grosser Unterschied.
Wie ich bereits erklärte geht es bei den Untertitel zu einem viel grösseren Teil darum, dass der Text vom Zuschauer/Leser umgehend verstanden wird. Bei deiner Romanübersetzung ist hingegen wichtiger, dass es inhaltlich möglichst korrekt lokalisiert wird.
Eine ähnliche Diskussion hatte ich in dieser Woche zufällig mit Crunchyroll (Titel: "The Quintessential Quintuplets").
Wir waren uns einig, dass inhaltlich der Dialog korrekt übersetzt wurde (also wie bei dir bezüglich der Romanübersetzung). Aber die ganze Szene war dann anhand dieser Übersetzung für den Zuschauer nicht plausibel (die Reaktion auf den Inhalt des Untertitels). Dies sah auch Crunchyroll ein und hat die minimale nötige Änderung auch umgesetzt, damit es plausibel ist. Der Untertitel wurde an dieser Stelle innerhalb eines Tages auch entsprechend geändert.
heir wurde also übersetzungstechnisch kein Fehler gemacht, aber der Untertitel war erst mit der Änderung plausibel und ein Zuschauer versteht nun auch, warum ein Charakter entsprechend reagierte (btw. in den anderen Untertitelsprachen war der Untertitel bereits plausibel, teils scheint mir, dass in die Lokalisierung in Deutschland eher das Problem ist, während z.B. insbesondere im englischsprachigen Raum - einmal abgessehen von Kinderserien - Suffixe, Vornamen/Nachnamen, japanische Gerichte und weitere Lokalisierungsthemen weniger "verwestlicht" wird).
Zum Thema Genre:
Naja, ich bin jetzt nicht wirklich der Fan von "Fighting Shonen" (One Piece, Naruto, etc.). Da hat jeder seine Präferenzen.
Dies spricht aber umso stärker dafür, dass man je nach Genre spezifischer lokalisieren kann. OK, vielleicht mag ein Fan von Action/Adventure/Fantasy (One Piece, AoT, etc.) nicht wirklich Romance/Slice of Life. Aber genau darum kann man ja bei Fantasy-/Action Titel (einige spielen ja gar nicht in Japan wie One Piece) die Sache mit Vor/Nachnamen "verwestlichen" kann, währen man bei Romance/Slice of Life es wie im Original belässt (z.B. derzeit wird der Romance-Titel "Horimiya" veröffentlicht und Vor-/Nachnamen war öfters ein Thema. Es würde viele Dialoge keinen Sinn machen, wenn alle sich mit Vornamen ansprechen).
Gerade bei Romance/Slice of Life: hier wird man immer einiges mit dem japansichen Lebensweisen in Kontakt kommen und Romance in Japan (Anime wie auch Realserie) ist immer anders als das gleiche Genre in Europa/USA. Entsprechend sage ich klar: wenn man Probleme hat, dass Romance in Anime ganz anders wirkt, der sollte dieses Anime-Genre nicht konsumieren, sondern (wenn man Romance mag) besser weiterhin Romance aus Europa/USA. Man wird sonst nie glücklich mit "Anime-Romance".
Harleyquinn
Das mit der Peperonipizza ist mir damals auch aufgefallen. 😂
Und damals gab es kein Internet, wo man schnell auf Google/Wiki/etc. nachschauen könnte, warum die Pizza nun so aussieht. Trotzdem muss ich sagen: geschadet hat es mir nicht, dass dies trotzdem Peperonipizza genannt wurde.
Man hätte damals auch "Salamipizza" lokalisieren können; wurde aber nicht gemacht. Da stellt sich die Frage: warum bleibt man nicht bei "Karaage", wenn es "Karaage" ist. Keinem Kind (abgesehen davon, dass "Kakushigoto" ein älteres Publikum anspricht als Turtles) wird dies negativ beeinflussen.
Selbst wenn man gar nicht weiss, was es ist (und zu faul ist zu googlen): man hätte anhand der Szene gewusst, dass dies offenbar Kinder gerne essen (da dies für einen Kindergeburtstag gemacht wurde). Hätte also völlig ausgereicht.
Wie gesagt finde ich jetzt nicht, dass alles 1:1 übersetzt werden muss. Es muss ein bisschen angepasst werden (beim erwähnten Untertitel bei CR in dieser Woche, musste man dies sogar tun).
Wenn aber Dialoge nicht mehr plausibel werden, sollte der Publisher doch überlegen, ob man zu stark lokalisiert hat. Denn wenn sogar ich mit minimalen Japanisch-Kenntnissen merke, dass die Untertitel nicht wirklich zum Gesagten passt, ist dies ehrlich gesagt doch ziemlich bedenklich.
Wie gesagt kann man die Lokalisierung bereits recht gut Genre-spezifisch trennen.
Bei einem Action/Fantasy Titel kann man wie gesagt wesentlich stärker lokalisieren (z.B. Vor-/Nachnamen) bzw. auch bei Kinderserien, während bei Romance/Slice of Life ganz andere Anforderungen (sicherlich etwas höhere) haben.
Dies gilt grösstenteils auch für die deutsche Synchro.